1. Was ist eigentlich eine Studentenverbindung?
Eine Studentenverbindung ist eine Gemeinschaft von derzeitigen und ehemaligen Studenten, die einander mit Rat und Tat zur Seite stehen. Als junger Student tritt man ein, weil man
mit den Aktiven auf einer Wellenlänge ist. Gemeinsam engagiert man sich für einander und erschafft, pflegt und wahrt alte und neue Traditionen – und hat auch noch Spaß dabei.
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2. Was bedeutet für Euch der „Lebensbund“?
Der Begriff „Lebensbund“ sagt aus, dass die Mitglieder auch über das Studium hinaus in engem Kontakt bleiben wollen. Diese Art eines umgekehrten Generationenvertrags, der für die
Investitionen unserer Alten Herren in die Jungen steht – sei es durch finanzielle oder ideelle Zuwendungen sowie ihre geleistete Vorbildfunktion - , wurde bereits von privaten
Hochschulen mit ihren Alumni-Vereinigungen kopiert. Wo diese jedoch bei der schnöden Karrierehilfe enden, eröffnet sich uns eine große Runde von Freunden alias Corpsbrüdern. Der
Fortbestand der Mitgliedschaft ist selbstverständlich freiwillig und es steht jedem jederzeit frei auszutreten. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dies gerade bei inaktiven
Mitgliedern und Alten Herren nur sehr selten vorkommt.
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3. Muss man für seine Mitgliedschaft bezahlen und wenn ja wieviel?
Leider ist es nicht möglich, einige der Annehmlichkeiten des Zusammenlebens ohne Geld am Leben zu erhalten. Dazu zählen besonders die Instandhaltung unseres eigenen Corpshauses
sowie die Ausrichtung von Partys und traditionellen und generationenübergreifenden Veranstaltungen wie unserem Stiftungsfest inklusive Festball. Doch der Mitgliedsbeitrag für
einen Alten Herren beläuft sich im Jahr in etwa auf die Höhe des Abonnements von Sky oder einer Sonntagszeitung und ist für einen Absolventen auf jeden Fall zu stemmen. Falls
nicht, gibt es auch bei uns Ausnahmeregelungen und es wird keiner gezwungen. Die meisten Alten Herren zahlen aber sehr gerne, da sie als Gegenleistung immer wieder im Rahmen
fröhlicher Veranstaltungen unter Studenten abseits von Familie und Beruf selber jung sein können.
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4. Wie kann ich Mitglied werden? Kann ich mir das Ganze auch erstmal nur so anschauen?
Zunächst einmal solltest Du zu uns passen. Dafür musst Du keine vorgefertigte Meinung teilen, sondern solltest engagiert, aufgeschlossen und tolerant sein und am besten auch einen
Sinn für Tradition mitbringen. Mitglied wird man dann durch einen schriftlichen Antrag an unseren Convent, das ist unsere in der Regel wöchentlich stattfindende
Mitgliederversammlung. Wir entscheiden auf den Sitzungen nicht oberflächlich über Personen, wollen keine reinen Konsumenten sondern frische Persönlichkeiten. Wir bevorzugen starke
Charaktere, die mehr leisten wollen als nur allgemeiner Durchschnitt zu sein – sowohl im Studium als auch in der Aktivität! Mit der Annahme des Antrags beginnt eine etwa
einsemestrige „Fuchsenzeit“, eine Art Probezeit für dich und auch für die Mitglieder der Verbindung. Denn nur wenn beide Seiten profitieren, steht einem fröhlichen Miteinander
nichts im Wege. Bei Interesse ist es auf jeden Fall zu empfehlen, die Verbindung auch wirklich von „innen“ als Fuchs anzuschauen und nicht nur von „außen“ als passiver Besucher.
Nur so und durch die Teilnahme an allen Veranstaltungen kann man feststellen, ob die Verbindung tatsächlich etwas für einen ist.
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5. Was sind denn eigentlich Füchse, Aktive, Inaktive und Alte Herren?
Dabei handelt es sich um die verschiedenen Status, die man als Mitglied durchläuft. Man beginnt mit einer Art Probezeit als sogenannter Fuchs mit einem zweifarbigen Band. Nach
etwa einem Semester wird man dann aktiver Corpsbursch mit dreifarbigem Band und nach weiteren circa drei bis vier Semestern, nach „Erfüllung seiner Pflichten gegenüber dem Corps“
zum inaktiven Corpsbursch. „Alter Herr“ wird man mit Abschluss seines Studiums. Dementsprechend hatten wir auch schon „Alte Herren“, die erst Anfang 20 waren.
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6. Was wird von einem Aktiven erwartet?
Die erste Zeit dient dem gegenseitigen Kennenlernen – der Neue lernt uns und wir ihn kennen! Man wächst in die Gemeinschaft hinein und übernimmt Aufgaben und Funktionen innerhalb
des Corps. Man lernt die Geschichte und Traditionen unserer Hercynia kennen sowie die gelebten Prinzipien und die Werte unserer Gemeinschaft. Wir erwarten die Bereitschaft zur
Übernahme von Verantwortung. Das bedeutet Zeit und Arbeit, die über das übliche Maß im Studium hinausgehen. Zu den Pflichten von aktiven Mitgliedern zählt zum Beispiel die
regelmäßige Teilnahme an unseren offiziellen Zeiten und Veranstaltungen. Sollte man mal keine Zeit haben, kann man sich natürlich auch abmelden. Jeder Aktive ficht drei Mensuren
und führt mindestens ein Semester lang ein Vorstandsamt (Charge).
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7. Was sind offizielle Zeiten und Veranstaltungen?
Offizielle Veranstaltungen sind zum Beispiel unsere Mittagsbesprechungen, die ein bis zwei Mal wöchentlich stattfinden und auf denen einfache Aufgaben wie Rasenmähen,
Schneeschieben oder Müllrausbringen aufgeteilt werden. Dazu gibt es für die Füchse einen Abend pro Woche die Fuchsenstunde, in der unter anderem Wissen über Clausthaler
Verbindungen und die Geschichte der TU Clausthal gesammelt und Vorträge und Veranstaltungen geplant werden, und für die Corpsburschen unseren Convent, eine Art
Mitgliederversammlung, auf der verbindungsinterne Angelegenheiten demokratisch entschieden werden. Bis zum Schlagen seiner dritten Bestimmungsmensur erhält jedes Mitglied vier bis
fünf „Paukstunden“ pro Woche. Diese stellen nach einiger Zeit aber eine eher angenehme sportliche Abwechslung zum studentischen Alltag dar und machen mit fortschreitendem Können
sogar richtig Spaß. Weiterhin gilt es zweimal im Semester eine sogenannte Kneipe zu organisieren, bei denen alle Mitglieder der Verbindung, vom jüngsten Fuchs bis zum ältesten
Alten Herren, zusammenkommen und an einem gemütlichen Abend Erfahrungen austauschen, traditionelle Studentenlieder singen und auch das eine oder andere Bier trinken. Sowas ist
einfach einmalig und gibt es nur in Studentenverbindungen. Der Höhepunkt des Wintersemesters ist unsere Barbarakneipe und im Sommersemester begehen wir unser Stiftungsfest
inklusive Festball.
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8. Was sind Chargen und Ämter?
Wir wählen jedes Semester unsere drei Chargierten, die als Team ein Semester lang den Vorstand bilden. Dieses Team besteht aus dem sogenannten Senior, dem ersten Vorsitzenden und
Repräsentant des Corps, dem Consenior, verantwortlich für unser Fechtwesen und die Organisation der Paukstunden, sowie dem Subsenior, der sich um sämtlichen Schriftverkehr kümmert
und die Protokolle unserer Convente schreibt. Des Weiteren bekleiden unsere Mitglieder verschiedene Ämter, zum Beispiel als Hauswart, Kassenwart oder Fuchsmajor. Letzterer kümmert
sich um die Integration der neuen Mitglieder (Füchse).
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9. Ihr seid eine „schlagende“ Verbindung? Was kann ich mir darunter vorstellen? Ist das nicht ein wenig unzeitgemäß?
Genau, wir sind eine sogenannte schlagende Verbindung. Das bedeutet, dass wir das akademische Fechten in Form der „Bestimmungsmensur“ pflegen. Diese Mensur unterscheidet sich aber
sehr stark vom olympischen Fechten, da sich die Fechter (Paukanten) bis auf ihren Schlägerarm während der ganzen Partie nicht bewegen und sich im festen Abstand (Mensur)
gegenüberstehen. Das Fechten war schon vor den Corps studentischer Alltag und wurde von diesen übernommen und tradiert. Um schlimme Verletzungen zu verhindern entwickelten sie die
heutigen Regelwerke (Paukcomments). Sicherlich ist dies heute nicht mehr zeitgemäß, doch für uns ist die Mensur noch immer ein Ausdruck des „Füreinandereinstehens“ und des
Lebensbundprinzips. Denn wer das mitmacht, der meint es auf jeden Fall ernst mit der Verbindung und ist nicht nur hier um ein paar schöne Semester zu erleben und danach zu
verschwinden.
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10. Ihr seid ein Corps, ist das dasselbe wie eine Burschenschaft? Sind nicht alle Verbindungen rechts?
Ja, wir sind ein Corps und nein, das ist nicht dasselbe wie eine Burschenschaft und es sind auf keinen Fall alle Verbindungen rechtsextrem, eher im Gegenteil. Leider wird der
Begriff „Burschenschaft“ viel zu oft als übergeordneter Begriff für alle Studentenverbindungen benutzt. Dabei sind diese Burschenschaften nur eine von vielen Verbindungsarten mit
unterschiedlichen Prinzipien. Neben Corps und den politisch aktiven Burschenschaften gibt es zum Beispiel auch noch Landsmannschaften, Turnerschaften, Sängerschaften,
konfessionelle Verbindungen, Sportverbindungen, Damenverbindungen und viele mehr. Unsere Definition vom Corps ist die politische und religiöse Neutralität als Gruppe und dass
nicht die Herkunft der Mitglieder, sondern deren Charakter eine Rolle spielt. Individuelle Meinungen respektieren wir, sofern sie im Einklang mit unserer
freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen. Es gibt aber übrigens auch viele Burschenschaften, die keineswegs rechts eingestellt sind.
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11. Was ist ein Corps?
„Corps“ ist die Bezeichnung für die ältesten existierenden Studentenverbindungen, die sich durch das Toleranzprinzip, politische Neutralität als Gesamtheit, das Lebensbundprinzip
und die Pflege der Mensur auszeichnen.
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12. Seid ihr politisch engagiert? Nehmt ihr auch Ausländer auf?
Als Corps zeichnen wir uns durch das Toleranzprinzip aus. Das bedeutet, dass die Herkunft und Religion unserer Mitglieder für uns keine Rolle spielen. Daran ist auch unsere
politische Neutralität geknüpft. Wir als Gruppe sind unpolitisch, aber es steht selbstverständlich jedem frei sich politisch zu engagieren. Mitglied kann bei uns also jeder
männliche Student werden, der an der TU Clausthal eingeschrieben ist.
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13. Warum nehmt ihr keine Frauen auf?
Wir bitten darum, dies nicht falsch zu verstehen. Entstanden ist diese Regelung zu einer Zeit, in der noch keine Frauen in Clausthal eingeschrieben waren, und hat sich seitdem
bewährt. Jeder hier schätzt Frauen und sie sind immer sehr willkommene Gäste. Gerade auf unseren regelmäßig stattfindenden Festbällen, aber auch an geselligen Abenden in unserer
Bierküche an einem beliebigen Wochentag sind sie gar nicht wegzudenken und viele Freundinnen und Ehefrauen, auch Corpsschwestern genannt, gehören inoffiziell natürlich zu unserer
Gemeinschaft dazu. Aber an vereinzelten reinen Männerabenden mit seinen Freunden können wir nichts Verkehrtes erkennen. Es gibt schließlich auch andere Vereinigungen wie
Fußballmannschaften oder Damenverbindungen, die diesen Aspekt ebenfalls aus gutem Grund schätzen.
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14. Ist denn überhaupt noch genug Zeit für das Studium, wenn man Mitglied in einer Verbindung ist?
Auf jeden Fall, es ist meistens sogar sehr hilfreich, da sich auf unserem Corpshaus sehr schnell Lerngruppen zu den verschiedensten Studiengängen bilden und wir uns so gegenseitig
im Studium unterstützen. Insbesondere die Hilfe und die in unserer Bibliothek gespeicherten Lernunterlagen der höheren Semester sind unersetzlich. Natürlich hat man auch Aufgaben
im Corps zu leisten, aber wenn man Spaß in der Gemeinschaft hat, sieht man diese Aufgaben eher als Freizeitbeschäftigung denn als Pflichten. Gerade im sehr überschaubaren
Clausthal ist die Aktivität im Corps eine sehr willkommene Abwechslung zum Studium.
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15. Trinkt ihr immer so viel Alkohol?
Natürlich ist die Versuchung in so einer gemütlichen Umgebung und in einer so großen Gemeinschaft, in der eigentlich immer jemand etwas zu feiern hat, schon sehr groß.
Erfahrungsgemäß sind nicht korporierte Studenten aber (fast) genauso durstig wie wir. Man muss sich also einfach selbst im Griff haben und auch mal nein sagen, wenn man lieber für
eine Prüfung lernen sollte. Aber das geht ja eigentlich allen Studenten so.
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16. Hat man im Job Vorteile durch eine Verbindung?
Durch die Unterstützung der Corpsbrüder im Studium und die während der Aktivität trainierten Softskills kann man im Job sicher besonders punkten. Durch die vielen Kontakte zu
unseren Alten Herren dürfte es außerdem leichter fallen, Kontakt zu einer Firma aufzunehmen. Man kann allerdings nicht damit rechnen, als mittelmäßiger Student direkt ins mittlere
Management gehievt zu werden. Doch ein gutes Wort ist natürlich immer drin und die Suche nach Praktikumsstellen ist durch die persönlichen Kontakte zu interessanten Firmen auf
jeden Fall sehr viel einfacher.
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17. Wie werde ich vom Fuchs zum „vollwertigen“ und „dreifarbigen“ Mitglied?
Um in den inneren Corpsverband aufgenommen, also Mitglied mit dreifarbigem Band zu werden, muss ein Fuchs seine Fuchsenpartie schlagen und eine sogenannte Fuchsenprüfung
absolvieren. Die Fuchsenprüfung ist aber keine Mutprobe, sondern eine teils schriftliche, teils mündlich-praktische Prüfung über das in den wöchentlichen Fuchsenstunden
vermittelte Wissen über Verbindungen und unsere Universität. Interesse sowie offene Augen und Ohren vorausgesetzt ist diese Prüfung für einen angehenden Akademiker also kein
Problem.
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18. Braucht man Verbindungen heutzutage überhaupt noch? Welche Vorteile hat man als Hercyne?
Was heißt „brauchen“? Natürlich kann man seine Studienzeit auch anders verbringen. Wir empfinden unsere Aktivität aber als Mehrwert, der uns zusätzliche Möglichkeiten im Jetzt und
in der Zukunft eröffnet. Wer also auf der Suche nach mehr ist und sein Leben lang Kontakt zu seinen Kommilitonen halten möchte, ist mit einer Verbindung sehr gut beraten. Hercynen
sind wir geworden, weil uns hier die Nasen am besten gefallen und uns die Gemeinschaft am herzlichsten überzeugt hat. Nirgendwo anders findet man so schnell einen so großen
Freundeskreis mit so vielen unterschiedlichen Charakteren und so großer Bereitschaft zur Unterstützung in allen Lebenslagen. Für uns Aktive ist es das Größte, wenn wir daran
denken, in 20 Jahren nur hier auf den Berg zu einer der vielen Veranstaltungen kommen zu müssen, um ohne großen Aufwand alle unsere früheren Kommilitonen wiedersehen zu können und
bei ein paar gemeinsamen Bieren die zukünftigen Generationen mit den alten Schwafeln aus unserer Aktivzeit zu belustigen.
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19. Was ist der Unterschied zwischen „farbentragenden“ und „farbenführenden“ Verbindungen?
Eine farbentragende Verbindung trägt als äußeres Zeichen der Verbundenheit ihre Farben als sogenanntes „Couleur“, welches sich je nach Anlass aus Band, Mütze oder auch einer
Pekesche zusammensetzt und meist eine geschichtliche Bedeutung widerspiegelt. Wir als Hercynen tragen unsere Farben in Anlehnung an die Clausthaler Stadtfarben und den Bergkittel
als Zeichen unserer Herkunft, dem früheren Clausthaler Bergbau. Farbentragen bedeutet aber nicht, dass du dein Band in der Öffentlichkeit oder in der Uni tragen musst. Dennoch
folgen wir gerne der Tradition, unser Band auf unserem Haus und als Erkennungsmerkmal bei anderen Verbindungen zu tragen. Zu offiziellen Veranstaltungen tragen wir unser
Vollcouleur, also zu unserem Band auch noch Mütze und den Bergkittel. Farbenführende Verbindungen besitzen zwar auch traditionelle Farben, führen diese jedoch nicht als Couleur am
Körper.
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20. Was muss ich tun, um bei euch auf dem Haus wohnen zu dürfen?
Bei Interesse an unserer Gemeinschaft schreib uns einfach an oder komm direkt vorbei. Du bist jederzeit herzlich willkommen und wir haben in der Regel jedes Semester ein bis zwei
Zimmer für Studenten frei.
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